Gastspiel „Ein wahrer Held” von John M. Synge

Nach dem großen Erfolg des letzten Jahres kommt die Theatergruppe des Germanistikinstituts der University of Dublin auch heuer wieder in die Kellerbühne. Im Gepäck haben sie mit John Millington Synges „Ein wahrer Held“ (Deutsch von Annemarie und Heinrich Böll) einen Klassiker des Welttheaters.
Was passiert, wenn ein Fremder, der seinen Vater „erschlagen“ hat, in einem kleinen irischen Dorf am Ende der Welt landet? – Er wird zum Helden. Genau das widerfährt Christy Mahon, als er in einer kleinen Kneipe an der einsamen Küste von Mayo Zuflucht sucht. Der ewigen Demütigung seines Vaters überdrüssig, hatte er kurzerhand dem alten Schinder den Kopf gespalten und sich davongemacht. Mit dieser Geschichte im Gepäck wird aus dem unsicheren jungen Mann unversehens „ein wahrer Held“…
Noch bevor Expressionisten wie der Österreicher Arnolt Bronnen mit seinem Stück „Vatermord“, Reinhard Goering mit „Der Bettler“ und Walter Hasenclever mit „Der Sohn“ die Ermordung des Vaters und damit einen Generationenkonflikt thematisierten, hatte Synge auf sehr humorvolle Weise die Loslösung von väterlicher Dominanz in Szene gesetzt. Die Uraufführung 1907 in Dublin zog einen der größten Theaterskandale des Jahrhunderts nach sich. Man warf Synge die Verherrlichung des Vatermordes und die Darstellung des Landvolkes als „eine Horde mörderischer Wilder“ vor.
Inzwischen ist die Komödie jedoch längst zum Klassiker des Welttheaters geworden (z.B. Übersetzung von Felix Mitterer ins Tirolerische), welche nun von irischen Germanistikstudenten – in deutscher Sprache – in der Kellerbühne präsentiert wird.
Die Lösung des Menschen von den Fesseln seiner Umgebung und die Suche nach einem freien, selbstbestimmten Leben ist heute noch genauso aktuell wie in Synges Irland im beginnenden 20. Jahrhundert.
Freuen Sie sich auf unsere Gäste aus Irland, die Theatergruppe des Department of Germanic Studies des Trinity College Dublin!